Am letzten Samstag hielt Viktor Orbán, der ungarische Autokrat, seine mittlerweile berüchtigte Rede in Băile Tușnad, wo seine Partei Fidesz jährlich ihre Sommerakademie abhält.
Für die einen eine Geste an die in Rumänien lebende ungarische Minderheit, für andere eine Provokation, dass eine ungarische Regierungspartei ihre zumindest innenpolitisch wichtige Konferenz dort abhält.
Orbán hat auch früher schon wichtige Ankündigungen dort gemacht, zum Beispiel hat er seine Vorstellung von der illiberalen Demokratie 2014 dort mit der Öffentlichkeit geteilt. Die Rede aus diesem Jahr hat aber noch mehr negative Aufmerksamkeit verursacht.
Die Elemente, die am problematischsten erscheinen, sind Aussagen über die „Vermischung von Rassen“ und ein „Witz“ über die historische Erfahrung in Deutschland mit Gas. Solche Äußerungen von einem Staatschef eines EU-Staates sind keine reine interne Angelegenheit.
Die Fidesz-Fraktion im EP „vergaß“ auch, beim Übersetzen der Rede ins Englische, diese Passagen mit aufzunehmen – auch das hat Tradition. Es ist für Orbán normal, nach „innen“ und nach „außen“ unterschiedliche Botschaften oder in unterschiedlicher Schärfe zu formulieren.
Wir haben also internationale Empörung über die Aussagen von Viktor Orbán, heftige Diskussionen und Reaktionen von allen möglichen Verbänden, auch aus Ungarn, dazu den Rücktritt einer langjährigen Beraterin und Freundin Orbáns.
Über Details von wirtschaftl. Zusammenarbeit, Vermeidung von sozialen Krisen oder Grenzschutz kann man auch mit Beamt*innen diskutieren. Man muss nicht einem Staatschef, der sich von demokratischen Ländern zunehmend selbst abgrenzt, eine Bühne bieten und ihn damit aufwerten.
Als Gastgeber ist man zwar an die Regeln der Höflichkeit und Diplomatie gebunden (deswegen wäre eine Ausladung eine so attraktive Option), aber andererseits darf man dabei seine Menschlichkeit und seine Legitimität als Kanzler einer Demokratie nicht verlieren.
Nein, als Kanzler eines Nachbarstaates muss man offen und zeitnah sagen, was man von solchen Aussagen hält und dass in diesen Punkten keine Einigkeit mit dem Gesprächspartner besteht.
14/14
Nein, als Kanzler eines Nachbarstaates muss man offen und zeitnah sagen, was man von solchen Aussagen hält und dass in diesen Punkten keine Einigkeit mit dem Gesprächspartner besteht.
(b)
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